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Deutsches Verhältnis zum IranMit Samthandschuhen

Gilda Sahebi
Kommentar von Gilda Sahebi

Außenministerin Annalena Baerbock reagiert auffallend zurückhaltend auf den Tod Mahsa Aminis. Das sendet eine fatale Botschaft an den Iran.

Annalena Baerbock bei einer Podiumsdiskussion am Rande der UN-Vollversammlung Foto: Michael Kappeler/dpa

E s ist die erste feministische Protestbewegung in der iranischen Geschichte. Diese Bewegung wird nun zur Bewährungsprobe für die Außenpolitik von Annalena Baerbock, die sie ausdrücklich auch „feministisch“ nennt. Und die Bewährungsprobe legt offen, was für eine Strategie die Bundesregierung gegenüber dem iranischen Regime gewählt hat. Spoiler: keine gute.

Auslöser der Proteste war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini nach ihrer Festnahme. Sie war festgenommen worden, weil ihr Kopftuch nach Ansicht der sogenannten Sittenpolizei nicht „richtig“ saß. Die Proteste, die seit ihrem Tod das gesamte Land erfasst haben, richten sich gegen die systematische Entrechtung von Frauen. Die Protestierenden kämpfen gemeinsam für Menschen- und Frauenrechte – und riskieren dabei ihr Leben.

Von der feministischen Außenministerin kam vier lange Tage nach Mahsa Aminis Tod: nichts. Schließlich äußerte sich Baerbock am Rande der UN-Vollversammlung: Sie erklärte, dass die iranischen Frauen „gehört“ werden müssten, und dass sie nur Rechte einforderten, „die allen Menschen zustehen“.

Das ist richtig. Und doch, mehr als moralisch wertvoll klingende Sätze zum Thema Frauenrechte waren bei Baerbocks Statement nicht dabei. Die einzige Kritik, die sie gegenüber dem Regime äußerte: „Diese Botschaft muss endlich bei allen Verantwortlichen ankommen.“ Dass eine solche laue Botschaft bei einem Regime ankommt, das Femizide staatlich verordnet, ist fraglich. Baerbock verkündete außerdem, dass sie den Fall Mahsa Amini vor den UN-Menschenrechtsrat bringen möchte. Auch das ist nicht mehr als Symbolik. Das Gremium hat weder Sanktionierungsrechte, noch besitzt es eine nennenswerte Autorität.

Die Bundesregierung ließ verlauten, dass sie „eine rasche und umgehende Untersuchung“ des Tods Mahsa Aminis fordere – was unweigerlich zu der Frage führt: Gibt es in der Bundesregierung eigentlich Menschen, die sich mit dem Iran auskennen? Aufklärung von einem Regime wie dem iranischen zu erwarten, erfordert entweder ein gehöriges Maß an Naivität oder schlicht Unwissen.

Von der feministischen Außenministerin kam vier lange Tage nach Mahsa Aminis Tod: nichts

Propaganda und Lügen sind seit ihrem Bestehen ein fester Bestandteil der Islamischen Republik. Eine Bundesregierung sollte das wissen. Das einzige schärfere Schwert, das bisher gezückt wurde – nachdem es laut iranischen Behörden mindestens 1.200 Festnahmen und laut Nichtregierungsorganisationen mehrere Dutzend Tote gegeben hat –, ist die Einbestellung des iranischen Botschafters.

Die US-Regierung reagierte hingegen noch am Tag von Mahsa Aminis Tod: Sicherheitsberater Jake Sullivan schrieb, dass ihr Tod „unverzeihlich“ sei und man das Regime für solche Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung ziehen werde. Kurze Zeit später verhängte die US-Regierung Sanktionen gehen die „Moralpolizei“. Nur: Warum hält sich dann die Bundesregierung derart mit Kritik zurück?

Es locken Geschäfte

Deutschland fasst das iranische Regime traditionell mit Samthandschuhen an. Heute ist Deutschland einer der wichtigsten Fürsprecher des Nuklearabkommens mit dem Iran. Seitdem die US-Regierung unter Donald Trump das Abkommen aufgekündigt hatte, liegt es am Boden. Nun geht es um eine Neuauflage. Deutschland will das iranische Regime durch das Abkommen aus der Paria-Rolle herausholen und die Geschäfte mit dem Iran noch weiter ausbauen. Das Land hat riesengroße Gas- und Erdölvorkommen.

Aus den zurückhaltenden Reaktionen der Bundesregierung lässt sich nur schließen, dass man glaubt, Deutschland dürfe die Mullahs nicht zu sehr verärgern, damit diese die Verhandlungen nicht abbrechen. Was für ein Fehlschluss: Die Machthaber brauchen dieses Atomabkommen. Das Regime ist dringend auf Gelder angewiesen, die durch das Abkommen wieder ins Land fließen würden. Gelder übrigens, mit denen sie Armee und Militär weiter aufrüsten wollen – und die sich die Machthaber wie nach dem ersten Nukleardeal 2015 in die eigenen Taschen stecken.

Von einer Atombombe hält ein Abkommen das Regime zudem nicht ab. Wie man jetzt sieht, lässt sich die Urananreicherung schnell wieder hochfahren: Die Machthaber können das Abkommen jederzeit aufkündigen und die Anreicherung vorantreiben. In der Zwischenzeit hätten sie ihr Militär dank des Geldes aus dem Westen weiter aufgerüstet und säßen fester denn je im Sattel. Es ist nicht verwunderlich, dass Israel – das am allermeisten von einer iranischen Atombombe gefährdet wäre – weiterhin strikt gegen ein solches Nuklearabkommen ist. Israel schätzt das iranische Regime weitaus realistischer ein als Deutschland.

Kontraproduktives Schweigen

Anfang dieser Woche traf sich Rafael Grossi, der Chef der Atomenergiebehörde IAEA, in Wien mit dem iranischen Unterhändler. Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA veröffentlichte daraufhin stolz ein Statement auf ihrer Webseite – inklusive eines Handschüttel-Bildes mit Grossi, während im Iran die Protestierenden verhaftet und misshandelt wurden.

Selbst wenn das Nuklearabkommen das richtige Mittel wäre: Das De-facto-Schweigen, wie wir es vonseiten der Bundesregierung seit Beginn der Proteste sehen, ist kontraproduktiv. Denn das iranische Regime registriert die Reaktionen der europäischen Staaten genau, vor allem Deutschlands, als wichtigstem Handelspartner. Es weiß, wie weit es mit seinen Menschenrechtsverletzungen gehen kann, ohne allzu große Kritik erwarten zu müssen. Genau deswegen wären klare Worte wichtig. Die Botschaft an das Regime muss lauten: Wir beobachten Euch.

Die Leidtragenden sind die Menschen im Iran. Sie sind einem Regime ausgesetzt, das seine Brutalität ungehemmt ausleben kann. Und in Bezug auf die Außenministerin ist sicher: Wenn die Frauenrechtsproteste im Iran kein Fall für eine feministische Außenpolitik sind – dann gibt es keine feministische Außenpolitik.

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Gilda Sahebi
Ausgebildet als Ärztin und Politikwissenschaftlerin, dann den Weg in den Journalismus gefunden. Beschäftigt sich mit Rassismus, Antisemitismus, Medizin und Wissenschaft, Naher Osten.
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65 Kommentare

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  • Ein treffender Artikel, danke.

  • Was, bitte, haben Sie denn von Frau Baerbock auch erwartet?

    Sie war angetreten, um feministische Außenpolitik zu betreiben. Zu dieser Idee gehört auch die Einstellung von Waffenhandel.

    Und was macht de facto Baerbock inzwischen? Ständig mehr Waffen für die Ukraine fordern.

    Die deutsche feministische Außenpolitik ist tot, ihre Totengräberin ist Annalena Baerbock die inzwischen genau die Art von Politik betreibt, gegen die die feministische Außenpolitik ist.

  • Mit der feministischen Außenpolitik ist es so eine Sache, Länder, die demokratisch u menschenrechtsorientiert sind brauchen sicher keine Belehrungen von Frau Baerbock u diejenigen die da Nachholbedarf haben, wie die Mullahs, haben sich bestimmt nicht solange geziert weil sie erst von Frau B. überzeugt werden wollten und es gibt ja tatsächlich neben den Frauenrechten schwerwiegende andere Probleme mit dem Iran, denen allein mit mehr Feminismus nicht abzuhelfen ist. Auch die Amis haben sich gerade ziemlich zurückgehalten, u.a. da sie wie ich gerade irgendwo gelesen hab einen Austausch von Gefangenen in der Leitung haben UND die Verhandlungen um das Atomprogramm laufen ja auch noch, die man nicht gefährden will, alles also auch wirklich wichtige Angelegenheiten. Wenn ich Frau Baerbock richtig verstanden habe, geht es ihr bei der feminist. Außenpolitik auch/ zunächst einmal um die Personalbesetzung in ihrem Ministerium. Was die eigentliche Politik angeht, so ist es ja nicht so, dass sich die dt Außenpolitik vor Frau Baerbock nicht um Frauenrechte geschert hätte, auch die Parteistiftungen u.a. die Böll- Stiftung machen da schon vieles.

  • Ich höre also raus. Es soll kein Nuklearabkommen mit dem Iran geben (Trump hätte dann ja das Richtige gemacht) und es sollen die irtschaftlichen Beziehungen mit dem Iran nicht nur gekappt werden, sondern der Iran auch mit Sanktionen belegt werden. Das alles, damit man mal Tacheles reden kann.

    Warum nicht gleich einmarschieren wie seinerzeit in den Irak wegen "der Bombe". hat doch in Afghanistan auch geklappt.

  • Sehr guter Artikel, Frau Sahebi, dem man nur vollständig beipflichten kann.

    Hat der Iran nicht längst seine Bombe?

    Bereits im Mai meldete die IAEA , dass der Iran knapp vor der Fertigstellung der Bombe stehe.

    Weiter hieß es, dass Teheran entgegen einer Vereinbarung noch immer nicht erklärt, warum die IAEA Spuren von Uran an mehreren Orten entdeckt hat, die nicht als offizielle Atomanlagen deklariert wurden.

    Heißt: Der Iran hat noch ganz andere Quellen und arbeitet auf mehreren Ebenen. Heißt: Die Bombe(n) ist (sind) längst fertig.

    Israels Weg durch gezielte Sabotage-Aktionen den Iran zu stoppen, halte ich für realistischer und erfolgversprechender. Nun, für Israel geht es um Leben und Tod. Mehrere iranische Führer haben dem Land die Auslöschung bis 2040 angekündigt. Im Iran sind in den größeren Städten Digitaluhren aufgestellt, die die verbleibende Zeit bis dahin anzeigen.

    Längst hat Iran das größte Raketenarsenal des Nahen Ostens. Die Reichweiten gehen übrigens bis Zentraleuropa.

    Für das iranische Volk, insbesondere die Frauen, ist es sehr schwer etwas gegen die von Khomeini installierten, der SS nachstrukturierten Revolutionären Garden zu unternehmen. Diese sind technisch bestens gerüstet und verfügen über finanzielle Mittel ohne Ende.

    Volle Solidarität mit dem iranischen Volk und hier ganz besonders den unglaublich mutigen Frauen!

    www.faz.net/aktuel...18069152.html#void

    www.faz.net/aktuel...e=true#pageIndex_3

    www.nzz.ch/interna...tollahs-ld.1517884

    • @shantivanille:

      hätte der Iran schon die Bombe, dann hätte er für den Vorführeffekt auch schon eine gezündet. Wenn man eine hat muss man sie zeigen, wie alle anderen inkl Nordkorea das auch getan haben. Der Iran bzw. das Mullahregime strebt doch auch die Bombe an um sich unangreifbar zu machen, dass ist doch der Sinn der Bombe. Dazu muss man jedem Feind das glaubwürdige Signal geben: ich habe Sie, vergiss jeden Gedanken an eine Invasion. Im übrigen sollte man abseits der Sabotageaktionen der Israelis die Fähigkeiten der Israelis auch nicht überschätzen. Wenn sie wirklich so könnten wie Sie wollten müsste man sich um das Atomprogramm keine Gedanken mehr machen.

      Würde dem iranischen Volk jetzt eine Revolution gelingen wäre das natürlich phänomenal. Wenn dann auch noch Besatzung und Siedlerkolonialismus in der WB beendet würden (u. wäre nicht noch die Sache mit der Putin u der Ukraine), Worte wären zu schwach um diese Freude zu beschreiben.

    • @shantivanille:

      Die Behauptung, die Revolutionsgarde wäre der SS "nachstrukturiert" ist a, erfunden und b, eine Relativierung des NS. Die leider weit verbreitete Meinung, dass maximale Polemik zum Verständnis anderer Länder und unserer Konflikte mit ihnen beiträgt, ist offensichtlich trügerisch; sie mag natürlich der inneren Mobilisierung dienen: wenn man in jedem dem westlichen Hegemonialanspruch im Wege stehenden Staat den auferstandenen NS sieht, werden Diplomatie und Kompromisse unmöglich; man sollte sich allerdings fragen, ob Sanktionen, Kriegsdrohungen und die von Ihnen als "Sabotage" verharmlosten Terroranschläge im Iran dazu beitragen, Teheran von einer weiteren Aufrüstung abzuschrecken oder nicht eher dazu beitragen, dass diese beschleunigt wird.



      Auf den üblichen Hinweis, dass zum iranischen Volk auch die Anhänger der islamischen Republik gehören, verzichte ich hier.

      • @O.F.:

        und trotzdem wäre es unendlich viel besser für alle Iraner würde das Mullahregime endlich verschwinden, davor fürchten müssen sich eigentlich nur diejenigen die Blut an ihren Händen kleben haben.

        • @ingrid werner:

          Ein Blick in die neuere Geschichte des Irans zeigt das sie vom Westen auch nichts gutes erfahren haben. Der Iran war mal unter Mohammed Mossadegh ein laizistischer Staat. Die USA und die Britten haben wesentlich zu seinem Sturz aus Wirtschaftsinteressen beigetragen und Mohammad Reza Pahlavi auf den Tron gesetzt.



          Das soll jetzt nicht das Mullahregime entschuldigen, aber der Westen hat im Iran nicht weniger Blut an den Händen.

          • @Andreas J:

            brauchen Sie mir nicht zu erzählen, das weiß ich alles. Es gibt aber keinen Grund warum die Iraner länger die leidtragenden des Gewaltregimes der Mullahs sein sollten und schon gar nicht sollten sie für die Geschichte büßen müssen.

            • @ingrid werner:

              Tschuldigung, dass ich nicht weiß was sie wissen. Aber viele Iraner werden das im Hinterkopf haben, was die Geschichte nicht gerade einfacher macht. Revolutionen im Iran sind nicht grade im Sinne der Bevölkerung verlaufen. Wie würden sich Staaten wie die USA, Israel und Saudi-Arabien verhalten? Die Gefahr ist hoch, das das Land nach dem Mullahs, aus geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen von außen destabilisiert wird. Angesichts der Lage im Nahen Osten würde für die Bevölkerung wahrscheinlich wieder der Schuss nach hinten los gehen. Der Iran besitzt Bodenschätze im Wert von geschätzten 23,8 Billionen Euro. Das wird weiter für Konflikte sorgen. Die Mullahs verabscheue ich genauso wie sie.

      • @O.F.:

        Zudem weiß ich genau ob oder wann ich relativiere.

        Vor einigen Jahren konnte ich bei einer Protestaktion iranischer Oppositioneller Bilder im Großformat aus dem Iran sehen. Bilder, die die Tagesschau niemals zeigen würde.

        Mein erster Eindruck war, die Eindrücke, die da rüberkommen, unterscheiden sich kaum von alten Bildern aud Deutschlands NS-Zeit. Vielleicht andere Gebäude, andere Kleidung aber die gleichen Vibes.

        Die Essenz reinen Faschismus.

        Ansonsten gebe ich Ihnen absolut Recht, dass man den Nationalsozialismus niemals relativieren sollte.

        Die inflationäre Verwendung von "Nazis" halte ich z. B. für absolut kontraproduktiv. Am Ende kriegt keiner mehr mit, wenn die wirklichen Nazis zur Tür reinkommen.

        • @shantivanille:

          Der Vergleich mit der SS ist relativierened; mir wäre jedenfalls nicht bekannt, dass die Revolutionsgarde Vernichtungslager betreibt. Dass Proteste teils brutal zerschlagen werden (übrigens nicht nur im Iran) ist damit schlichtweg nicht vergleichbar. Im übrigen ist es - auch abgesehen von falschen Maßstäben - problematisch, so selektiv mit Informationen umzugehen: man hat ein paar Bilder gesehen, man hat ein Interview mit einem Oppositionellen gelesen... es ist genau diese selektive Wahrnehmung, die dazu führt, dass man andere Länder nicht mehr versteht (das Problem gilt nicht nur für den Iran); übrigens ist es nicht frei von Ironie, dass man dabei genau die Propaganda-Techniken bedient, die im Iran selbst zum Einsatz kommen - das Bild, das in iranischen Medien vom Westen gezeichnet wird, ist nicht unbedingt deshalb falsch, weil gelogen wird, sondern weil nur die Details auftauchen, die der eigenen politischen Agenda entgegenkommen.

      • @O.F.:

        Die Revolutionären Garden sind eine Mischung aus militärischen Eliteeinheiten, Sonderpolizei und Verfassungsschutz, wobei die militärischen Aufgaben m Vordergrund stehen, denn sie verfügen über eigene Marine-, Luftwaffen- und Bodeneinheiten und sind für den gesamten Raketenbereich von der Entwicklung bis zum Einsatz verantwortlich - Schild und Schwert, Auge und Ohr der Staatsführung, nicht umsonst international als Terrorgruppierung auf der Fahndungslisten.

        Zudem tief in der Wirtschaft verwurzelt, aus der sie unendlich Kapital ziehen können.

        Wo ist der Unterschied in der Strukturierung der SS?

        www.handelsblatt.c...-nie/23970116.html

        • @shantivanille:

          Gegenfrage: wo ist der Unterschied zu Militär und Nationalgarde in anderen Staaten? Der iranische Sicherheitsapparat ist aufgebläht, was nicht zuletzt der angespannten Situation im NO geschuldet ist und spielt eine etwas (!) größere wirtschaftliche Rolle, weil er die Sanktionen leichter umgehen kann as private Unternehmen (was übrigens ein weiteres Argument gegen die törichte Sanktionspolitik ist).



          Die Revolutionsgarden gelten im übrigen nicht "international" als Terrorgruppe, sondern werden von den USA und einigen ihrer Verbündeten so eingestuft; was eigentlich selbst ein Skandal ist, weil normale zwischenstaatliche Umgangsformen unterlaufen werden, wenn man reguläre Streitkräfte anderer Staaten nicht mehr als Militär, sondern als Terroristen behandelt. Das ist genau der Rechtsnihilismus, der seit 2001 immer weiter um sich greift und letztlich unserer eigenen Sicherheit schadet, weil Unterscheidungen (die z.B. zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren, zwischen Krieg und Terrorismus) verwischt und einem an der eigenen Macht berauschten Voluntarismus geopfert werden.



          Wenn mir noch etwas Quellenkritik erlaubt ist: das in westlichen Medien konstruierte, unterkomplexe Bild anderer Staaten mit westlichen Medienberichten zu bestätigen, ist vielleicht wenig zielführend (es gibt ja den spöttischen Ausdruck "Zitationskartell"). Ich kann nur empfehlen, sich auch in die Perspektiven der Anderen einzuarbeiten (und gelegentlich zu reisen - das wirkt keine Wunder, kann aber helfen, Fehlwahrnehmungen zu revidieren).

          • @O.F.:

            zum Zitationskartell: Ich denke schon dass die Taz u andere Medien Stimmen/ Perspektiven von Leuten aus diesen Ländern oft zu Wort kommen lässt, v Oppositionellen, Menschenrechlern; Filmregisseuren etc. Dieser Vorwurf zieht also nicht. Was der offizielle Iran meint, wird auch gesagt. Und ist klar an ihren Handlungen ersichtlich. Aber Sie können wohl kaum erwarten, dass offizielle Vertreter eines Gewaltregimes neutral neben den Stimmen der Opposition oder Analysten v außen stehen, als handele es sich um unterschiedliche aber gleichwertige Meinungen so als handele es sich nur um unterschiedliche Geschmäcker. Die Rechtfertigung eines Gewaltregimes kann niemals als gleichwertig akzeptiert werden. Man kann berechtigterweise darüber diskutieren ob die westliche Politik vor der islam. Revolution die Machtergreifung der Mullahs begünstigt hat, all das kann aber nach 43 Jahren keine Entschuldigung mehr für die Unterdrückung der eigenen Bevölkerung sein. Über welche kulturalistischen Rechtfertigungen wollen sie jetzt räsonieren wenn die Revolutionsgarden mit scharfer Munition auf protestierende Studenten schießen? Das Mullahregime ist egal wie man es dreht und wendet eine Tyrannei, und wie jede Tyrannei abzulehnen, dabei ist es gleichgültig woher sie ihre ideologische Rechtfertigung nimmt, ob sie Turban, Drillich oder Panamahut trägt. Dass es nach so vielen Jahren Erfahrungen mit den Mullahs über ihren Wesenskern noch irgendwelche "Fehlwahrnehmungen" gibt, können Sie auch nicht ernsthaft irgendjemandem erzählen.

  • Baerbock kann sich von den iranischen Frauen eine dicke scheibe abschneiden, was eine feministische Politik angeht, anstelle nur darüber herumzuschwadronieren. Unsere grüne Außenministerin hat zur Zeit nur Augen und Ohren für die Ukraine und sonst nichts. Der Westen ist hauptsächlich an das Atomabkommen mit den Mullahs interessiert. Menscherechte, Frauen rechte sind eher nebensache, Siehe Afghanistan, wo der Westen nach 20 Jahren das Land wie ein geschlagene Pudel Hals über den Kopf verlassen hat bzw. den Afghanistan den Taliban überlassen hat, ohne an Männer und Frauen zu denken, die sich große Hoffnung über die Unterstützung des Westen gemacht haben. Man kann mit Fug und Recht hier konstatieren, dass das Verfallsdatum des iranischen Regimes aus der Sicht des Westen noch nicht abgelaufen ist und darum verhält sich der Westen so, wie er sich gerade verhält.

    • @Anna Deiport:

      Was sollte Frau Baerbock machen? Die Kavallerie schicken?

      • @ingrid werner:

        Was sollte Frau Baerbock machen?, Sagen Sie es mir?. wahrscheinlich haben Sie sie sogar gewählt. Baerbock hat wenig Ahnung von der Außenpolitik, so dass man sie nicht mehr ernst nehmen kann.

        • @Anna Deiport:

          Wenn die erfahrensten Außenpolitiker über Jahrzehnte keine wesentlichen Verbesserungen in Sachen Iran erreichen konnten und Sie jetzt daher kommen, die Baerbock hat (auch) keine Ahnung, dann, würde ich sagen, sind SIE in der Bringschuld einen Vorschlag zu machen. Klingt ja so als wüssten Sie es besser.

  • Frau Baerbock sendet eigentlich nur fatale Signale. Gegen die Glaubwürdigkeit der Politik.



    Saudi Arabien bekommt nach Scholz Besuch Waffen und Munition für seinen Kreig gegen den Jemen. Kein Wort, kein Wert.



    Guter Tausch gegen Energie.



    Das reicht.



    Wir steuern auf einen europäischen Krieg zu.



    Begonnen von Putin, beendet von Europa?



    Die USA stellt das meiste Geld zur Verfügung. Wegen des Interesses stärkste Weltmacht zu bleiben.



    Die Ukraine die Bodentruppen des Westens.



    Mit Hurra und dem Schlachtruf, :"Wir ruinieren euch" , Baerbock voran.



    Wenn wir jetzt nicht diplomatische Initiativen zur Beendigung dieses Krieges starten, sind wir auch bald Bodentruppe des Westens.



    Gute Nacht Europa. Wir gehen völlig wertlos zu Grunde.

  • Über das "Schreiben als Entschleierung":



    /



    www.boell.de/de/20...r-frauen-durch-die



    /



    Es gibt eine lange Tradition des Widerstandes, der nicht 'auf physischer Gewalt basiert' agiert. Die gute Bildung iranischer Frauen und vernetzte Strukturen wirken wie ein "Faustpfand". Vielleicht wäre eine öffentliche, solidarische Lese-Aktion hierzulande ein Licht für die Verbundenheit und Unterstützung. "Lesen als Entschleierung", die taz kann doch so etwas federführend organisieren, um dem Protest Gehör zu verschaffen. Natalie Amiri hat die Bedeutung dieser Proteste eindrucksvoll wiederholt adressiert, hörbar u.a. im ÖRR.

  • Oh, auch Bärbock orientiert sich zuguterletzt an unseren Energieinteressen.



    Tja, Realpolitik wenn uns das Wasser bis höher als der Hals steht.



    Die Werte-Monstranz ist dann eher nachrangig.



    Wunder, oh Wunder.

  • Ich wäre mit dieser Kritik an der Außenministerin vorsichtig. Deutschland ist ein wichtiges Land und es hat viele Beziehungen zum Iran nicht nur diplomatisch-politische. Die Wirtschaft ist - glaube ich - gar nicht mehr der Punkt, denn der Iran geht nach Unten. Es ist eher die Frage, wie sehr die Bundesregierung eine innenpolitische Lage des Landes werten kann und soll, schließlich geht es um Interessen.

    Der echte Punkt ist, dass die Iraner ihre Regierung, ihr Regime alleine loswerden müssen. Es ist nicht die Aufgabe der deutschen Regierung. Und es ist höchste Zeit, aber was danach kommt, ist das echte Problem: Es gibt keine starken politischen Kräfte in Iran, die eine Regierung sofort bilden können, es gibt nicht mal ausreichend gute Parteien und Kräfte, um eine Koalition zu bilden.

    Deswegen wird eine messerschafte Bundesregierung eventuell sogar die Lage verschlechtern, weil die Mullahs eigentlich kaum noch Anhänger haben, es sind wahrscheinlich nur 15 oder 20 Prozent der Bevölkerung, oft genug die eher ärmeren Schichten auf dem Land oder in den Kleinstädten, die zum Regime halten, die bereit sind, zu folgen.

  • Die Alternative wäre ein Aufruf an die Protestierenden, einen Putch zu versuchen. Ohne interne Organisation, ohne Anführer, ohne klares Ziel wäre das weniger aussichtsreich. Zumal die halbe Gesellschaft (die Männer) sich mit ihren Privilegien eingerichtet haben.

    Man sollte nicht Mutige in einer Sache verheizen, deren Aussichten schlecht sind, jedenfalls von außen schlecht beurteilt werden können.

  • Ganz auf Regierungslinie und wenigstens von Anfang an eine klare Ansage. Warum auch von Iran die Einhaltung von Werten fordern, wenn selbst unser Kanzler und unser Wirtschaftsminister bei Energieknappheit den "Schlächter und Terrorist" aus Saudi Arabien hofiert und damit rehabilitiert.



    Erhofft sich unsere Regierung die Energie-Quellen im Iran anzapfen zu können?



    Und immer schön weiter ducken und nicht aufmucken. Lächeln und blutige Hände schütteln.

  • Gilda Sahebi bringt die Dinge - nicht zum ersten Mal - genau auf den Punkt.

  • Ich möchte mit Frau Baerbock nicht tauschen wollen, bei all den schwierigen Prioritätenabwägungen, die sie derzeit diesen verrückten Zeiten zu treffen hat.

  • Macht's wohl für die Grünen nicht einfacher, dass es ausgerechnet Alice Schwarzer ist, die das Thema seit mehr als 40 Jahren auf dem Schirm hat is.gd/uSthiP Zitat: 》... Artikel von Alice Schwarzer, den sie nach einem Kurzbesuch in Teheran, [...]im April 1979 in EMMA und der Zeit veröffentlichte. Er trug ihr den Ruf einer „Schahfreundin“ und „Islamhasserin“ ein《

    Bis heute, denn die Konfliktlinien um "Terf" (oder nicht) verlaufen ähnlich. So kritisierte etwa die Politologin Elham Manea 2018 hier is.gd/Yqtgw2 Judith Butler mit deutlichen Worten:

    》Others consider the whole debate on the veil (headscarf) to be a constructed discourse used as a pretext to impose a hegemonic secular or imperial Western agenda. In her article “Sexual politics, torture, and secular time,” Judith Butler argues:

    "The debate on whether girls should be prohibited from wearing the veil in public schools seemed to bring this paradox into relief. The ideas of the secular were invoked to consolidate ignorant and hateful views of Islamic religious practice (i.e., the veil is nothing other than the communication of the idea that women are inferior to men, or the veil communicates an alliance with “fundamentalism”), at which pointlaïcitébecomes a way not of negotiating or permitting cultural difference, but a way of consolidating a set of cultural presumptions that effect the exclusion and abjection of cultural difference"《

    Und in der Diskussion um angebliche Transfeindlichkeit perifer wieder auftaucht: 》This form of fascism manifests instability even as it seeks to ward off the “destabilization” of the social order brought about by progressive politics. The opposition to “gender” often merges with anti-migrant furor and fear, which is why it is often, in Christian contexts, merged with Islamophobia《 is.gd/0a6dfQ

    Die Emma hat schon vor 8 Tagen mehr Solidarität gefordert is.gd/jG3gIK - das sollte doch nicht nur für alle Feminist*innen anschlussfähig sein!

  • A. Baerbock hat sich aber durchaus klar positioniert:



    www.spiegel.de/pol...-9cac-1d2161e5e79b

    • @Anidni :

      Ja - aber anders, als Sie es offenbar meinen. Interessant ist vor allem, was Baerbock nicht gesagt hat. Sie hat nämlich nicht gesagt, dass die neuerlichen Menschenrechtsverletzungen des iranischen Regimes einen Abbruch der Verhandlungen über den Atomdeal zur Folge haben müssten. Sie hat nicht einmal gesagt, dass die Verhandlungen ausgesetzt oder auf den Prüfstand gestellt werden müssten. Die Bundesregierung zeigt ein bisschen pflichtschuldige Empörung und hält sich alle Optionen der Kumpanei mit dem Iran offen.

      • @Budzylein:

        Natürlich hat sie das nicht gesagt: in dem Abkommen ging es nämlich nicht um Menschenrechtsfragen, sondern allein um das Atomprogramm. Wenn wir keine Abkommen mehr mit Staaten abschließen, die in Menschenrechtsverletzungen verwickelt sind, wären wir ziemlich isoliert (und ich denke hier nicht nur an das Standard-Beispiel Saudi-Arabien). Das hat nichts mit "Kumpanei" zu tun, sondern schlichtweg mit außenpolitischen Realitäten, denen eine Regierung gerecht werden muss.

        • @O.F.:

          Dass der Atomdeal kein Menschenrechtsabkommen ist, weiß ich auch. Aber es geht bei diesem Abkommen eben auch nicht nur um Atomenergie, sondern auch um die Teilaufhebung von Sanktionen und damit darum, dem Regime und seinen Repressionsorganen frisches Geld in die Kassen zu spülen. Und wenn die Außenministerium das weiterhin anstrebt, dann zeigt das, dass für sie alles so bleibt wie bisher und die von ihr geäußerte Empörung nur dazu dient, der augenblicklichen Stimmung in der veröffentlichten Meinung zu genügen.

          • @Budzylein:

            Sie haben sicher recht, wenn Sie schreiben, dass die geäußerte Empörung nur Marketing ist (wahrscheinlich ist das bei den meisten Gefühlsausbrüchen von Spitzenpolitikern so, ärgerlicherweise: man behandelt die Öffentlichkeit wie kleine Kinder, statt wie mit Erwachsenen zu kommunizieren).



            Aber in diesem Fall ist es trotzdem die richtige Politik, die so vermarktet wird: ein Abkommen ist immer ein Geben und Nehmen; die Vorstellung, man könnte mit genügend Druck den Iran dazu zwingen, vollständig nachzugeben oder gar zu kollabieren, hat sich als trügerisch erwiesen und ist heute eher unrealistischer als noch vor 10 Jahren (ich erinnere an die strategische Partnerschaft mit China). Und hier muss man Prioritäten setzen: Der Streit um das Atomprogramm hat ein Eskalationspotential, das auch uns bedroht; die iranische Innenpolitik hingegen nicht.

          • @Budzylein:

            Statt "Außenministerium" muss es natürlich "Außenministerin" heißen. Diese blödsinnige Autokorrektur bringt immer wieder Fehler rein.

    • @Anidni :

      Ja, "Sanktionen".

      Wichtig wäre aber z.B. auch, dies hier ohne Umschweife anzugehen: 》Abschiebungen in den Iran: Bedeutung nicht erkannt

      Bisher gibt es keinen Abschiebestopp für iranische Asylsuchende. Ein Gericht urteilte 2017, dass das Ablegen des Kopftuchs nicht asylrelevant sei《 taz.de/Abschiebung...den-Iran/!5880114/

      Deutsche Unterstützung, von der Außenministerin öffentlich angekündigt und umgesetzt, wo auch immer es geht.

    • @Anidni :

      Danke. Das liest sich dann doch anders.

  • Das ist ja nicht untypisch.

    Man denke nur an Frau Roths High Five und die unzähligen Politikerinnen, die im Iran den Schleier trugen, um ein Stelldichein mit den menschenverachtenden Staatslenkern zu bekommen.

    Das Interesse am Widerstand von Teilen der iranischen Bevölkerung stößt ja auch hier im Forum auf Relativierung und Desinteresse.

    In der taz finden Artikel wie der von Frau Neumann über den Widerstand gegen die Verschleierung Platz. Es gibt natürlich auch andere.

    Ginge es jedoch um einen Häuserabriss im Westjordanland, wäre der Text schon auf Platz Eins.

    • @Jim Hawkins:

      Schonn 🏴‍☠️ - nur isses immer wieder ungeschickt - die zutreffende Position durch den eigenen blinden Fleck zu diskreditieren! Woll.

      • @Lowandorder:

        Ich habe da keinen blinden Fleck. Mir ging es um die Relationen.

        Vergleichsweise kleine Ursache, Riesenwirkung.

        Riesenursache, vergleichsweise kleine Reaktion.

    • @Jim Hawkins:

      Anschließe mich.

  • Na, da müssten ja bestimmte Kreise frohlocken, dass Frau Baerbock eben doch "interessengeleitete Außenpolitik" kann und macht...

    • @Bussard:

      Oh ja. US-Außenminister Blinken bezeichnet im US-Time-Magazin Baerbock als "aufstrebender Star"; und sie gehört dort zu den 100 aufstrebenden Menschen der Welt u.a. auch L. Neubauer) (s. Spiegel). Da weiß man, wie der Hase läuft.

  • ..."Die US-Regierung reagierte hingegen noch am Tag von Mahsa Aminis Tod: Sicherheitsberater Jake Sullivan schrieb, dass ihr Tod „unverzeihlich“ sei und man das Regime für solche Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung ziehen werde..."



    Und wie reagieren wir auf Menschenrechtsverletzungen von Saudi Arabien und anderen...Kuwait, Katar...den vereinigten Emiraten etc...Dort wo die Gesetze des Korans, die Scharia, die patriarchalische Gesellschaft und der Schleier - die Abaja - vorgeschrieben ist, wo die Vormundschaft des Ehemanns Frauen rechtlich auf den Stand eines Kindes reduziert...all` dies hindert den Westen nicht Geschäfte zu machen...ähnlich mit China ( Uiguren) etc...etc...Die Doppelmoral liegt dem Kapitalismus inne.

    • @Struppo:

      Ach ja und wie reagieren sozialistische Länder auf Menschenrechtsverletzungen? Gibt es im Sozialismus keine Doppelmoral?



      Und erzählen Sie mir jetzt nicht es gäbe ja gar keinen echten Sozialismus. Den wird es nicht geben solange es echte Menschen gibt.

      • @Suchender:

        Danke Ihnen! Nicht anders sieht es auch in diesen sogenannten soz. Ländern aus. Ich meinte aber explizit unsere, westliche, doppelbödige Moral, wenn es um Handel und Gewinne geht.

  • "Warum in die Ferne schweifen", wenn ein Fachmann ist so nah?



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    www.welt.de/politi...en-gegen-Iran.html



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    Realpolitik hat wohl viele Facetten, Opportunismus ist hier eine Konstante.

  • Richtige und wichtige Kritik an der Bundesregierung und speziell Frau Baerbock, deren Anspruch auf Respekt der Menschen-und speziell der Frauenrechte mit ihren Wirtschaftsinteressen kollidiert und somit ihre Glaubwürdigkeit mindert. Was wohl der Parteivorsitzende Nouripour als gebürtiger Iraner dazu sagt?

  • Unter den letzten fünf amerikanischen Präsidenten gab es genau einen einzigen, der das Iranproblem so anging, wie Frau Sahebi sich das zu recht wünscht. Wie war nochmal die Haltung der Taz zu ihm?

  • Sanktionen waren mal ein wirkungsvoller Druckmittel gegen den Iran. Nach der Stuxnet-Sabotage gab es ja eine hohe Bereitschaft, mit internationalen Institutionen zu kooperieren. Nur: Diese Kooperationsbereitschaft hat nichts gebracht, sie führte nur dazu, dass Trump das Atomabkommen einseitig aufgekündigt hat, statt die Sanktionen wie eigentlich vereinbart zu lockern. Als Krönung gab er dann den Drohnenmord am Volkshelden Soleimani in Auftrag. Unter Biden wurde diese Linie konsequent fortgeführt. Damit wurde der Regierung in Teheran unmissverständlich klargemacht, was sie vom Westen zu erwarten hat: einen Tritt in den Hintern, egal wie brav sie mitspielt.

    Das ist der Hintergrund, vor dem neue Sanktionsforderungen realistisch betrachtet werden müssen. Auch nicht vergessen sollte man die halbe Million Tote, die durch US-Sanktionen nebenan im Irak zu verzeichnen waren. Man täte den Frauen im Iran keinen Gefallen damit, durch vergleichbare Sanktionsmaßnahmen die Sterblichkeit ihrer Kinder zu erhöhen - eine Regierung mit gut funktionierendem Repressionsapparat bringt man dadurch auch nicht ins Wanken, im Gegenteil konsolidiert der äußere Druck nur ihre Macht. Übrigens dürften viele Iraner auch noch vor Augen haben, was ein vom Westen gestützter Umsturzversuch Libyen oder Syrien gebracht hat. Es ist hart zu akzeptieren, aber das Volk kann sich von der Unterdrückung durch die Mullahs nur selbst befreien. Es war ja auch mal so weit, sich selbst zu regieren, aber dann hat die CIA lieber den Schah an die Macht geputscht, statt einen demokratisch gewählten Präsidenten zu akzeptieren, der die schönen Ölquellen verstaatlicht.

    Dass die unterdrückten Frauen im Iran nun wieder mal für geopolitische Interessen instrumentalisiert werden ist kaum auszuhalten, aber leider Tatsache. Eine moralisch durchweg richtige Position zu beziehen wird so ein Ding der Unmöglichkeit. Vielen Dank auch, Uncle Sam! Regime Change ist leider nicht nur in Teheran bitter nötig.

    • @TheVriskaSerket:

      Die Sanktionen gegen den Iran haben immer nur eines erreicht: dass sich das Volk noch mehr hinter seiner Führung scharte.

  • Schwache Leistung. Wenn man nicht mal dem Iran ggü. Stellung beziehen kann, wem dann?

  • Es ist in 1. Linie ein Problem der Iraner und Iranerinnen wie Sie mit den Regierenden umgehen. Für das Leid sind die Herrschenden verantwortlich und nicht die Außenministerin, sie kann auch nicht mit Strafen und Sanktionen drohen, da Deutschland dann bald allein auf weiter Flur stehen würde. Vorbild sollte eher das Verhalten von der Schweiz oder Schweden sein. Bei dem ganzen Leid frage ich mich warum hier nie der Tyrannenmord thematisiert wird( Syrien Russland) , stattdessen wird darüber polemisiert wem Deutschland in der Welt vors Schienbein treten soll. Wir sollten den Verfolgten Asyl gewähren, es ist aber nicht unsere Aufgabe für diese Menschen zu kâmpfen oder ihre Interessen zu vertreten, seien es die Kurden, Tschetschenen, Syrer, Palästinenser, Ukrainer, Uiguren, Hongkong-Chinesen usw.. Deren Interessen sind nicht immer uneigennützig.

  • Frau Baerbock ist eine erstklassige Außenministerin. Seit Jahrzehnten hat niemand dem Amt soviel Stärke und Gewicht verliehen wie sie.



    Aber: Jetzt bin ich erstmalig ein wenig enttäuscht von Frau Baerbock. Weshalb sie diese Steilvorlage zu feministischer Außenpolitik ungenutzt verstreichen ließ, verstehe ich nicht. Kommt da noch was?

    • @Svendura:

      "Erstklassig"... aber nur dann, wenn man Oberlehrertun mit Diplomatie verwechselt.

    • @Svendura:

      Ich bin mir sicher, dass sie sich liebend gern und mit deutlichen Worten äussern würde. Aber so etwas wird vorab en Detail abgeklärt, sie wird nicht alles sagen können was sie sagen möchte. Leider. That's diplomacy and political business.

  • Naja, nach den extensiven Betteltouren bei totalitären Feudaldiktaturen, gegen die der Iran wie die Schweiz erscheint, macht sich die Bundesregierungenit jedweden Bekundungen zu Menschenrechtsverletzungen ohnehin nur lächerlich.



    Würde Deutschland und die EU den Iran tatsächlich "mit Samthandschuhen anfassen", und nicht nach Washingtons Pfeife tanzen, wären Cum-Scholz und co btw. nach Teheran und nicht zu Big ISIS gereist. Eine Aufhebung der Sanktionen gegen das Land mit den weltweit zweitgrößten Erdgasreserven, würde, im Gegensatz zu Werbegeschenken und Versprechern von Emir und Bonesaw, den Markt tatsächlich entspannen.

  • Wie kann die Außenministerin auch glaubwürdig gegenüber dem Iran auftreten, wenn gleichzeitig Kanzler und Wirtschaftsminister in den menschenverachtenden Staaten am Golf um Energielieferungen betteln.

  • P.S. Grundsätzlich frage ich mich, ob es der doch sehr ins kampagnenhafte abrutschenden Iran-Berichterstattung gut tun würde, wenn auch Stimmen jenseits der üblichen Scharfmacher zu Wort kommen würden. Man befriedigt mit solchen Zuspitzungen natürlich die manichäischen Bedürfnisse einer verunsicherten Öffentlichkeit, die sich nach klaren politischen Koordinaten in einer unruhigen Welt sehnt - aber diesem Bedürfnis nachzugeben untergräbt den aufklärerischen Anspruch, den Journalismus eigentlich haben sollte.

    • @O.F.:

      Manichäismus? kam der nicht auch aus dem Iran?

    • @O.F.:

      "wenn auch Stimmen jenseits der üblichen Scharfmacher zu Wort kommen würden" Wenn hätten sie den im Sinn? Und was meinen sie mit Scharfmacher das Regime mordet und foltert. Das sind Fakten das zu berichten und das zu verurteilen ist kein scharfmachen sondern demokratische Pflicht.

  • Es ist nicht frei von ungewollter Ironie, dass in dem Artikel ausgerechnet die USA und Israel als Kronzeugen gegen den Iran aufgerufen werden - zwei Staaten, die selbst in massivste Völker- und Menschenrechtsverletzungen verwickelt sind (um von der deutschen Komplizenschaft ganz zu schweigen). Moral, die so einseitig funktioniert, ist keine. Aber selbst wenn man dieses allzu simple gut/böse-Denken einmal als Ausgangspunkt akzeptiert, sind die Forderungen, die sich daraus ergeben, unrealistisch: wir sind gerade in einen Konflikt mit einem unserer wichtigsten Rohstofflieferanten verwickelt und stehen am Rande einer tiefen Rezession - sollen wir in dieser Situation noch die Konfrontation mit sämtlichen anderen Lieblingsfeinden des Westens suchen? Politik wird ja manchmal als Kunst des Möglichen bezeichnet - das gilt auch und gerade für Außenpolitik; die in dem Artikel verspotteten Experten im AA dürften das wissen.

    • @O.F.:

      Genauer: mit einem unserer ehemalig wichtigsten Rohstofflieferanten, der uns keinen Rohstoff mehr liefern will - und durch finanzielle und politische Unterstützung von Demokratiefeinden (wie z.B. der AFD) unsere Demokratie zerstören will.